30.04.2019: Klartext – weil wir es leid sind!

Am  Tag gegen Lärm fand unser öffentliches Treffen an dem Ort statt, der in Holzhausen am lautesten ist: Direkt an der A49! Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautete: Alles laut oder was?

 

“Wir sind es leid!” Damit beantworteten wir das Motto für uns in Edermünde-Holzhausen!

 

Um einen verbesserten Lärmschutz für die betroffene Wohnbevölkerung hier in Holzhausen zu erreichen, blicken wir auf fast 6 Jahre zurück. In dieser Zeit haben wir viele Gespräche geführt, Tabellen und Auswertungen analysiert, Berechnungen geprüft, Vorschläge und Möglichkeiten erarbeitet und verschiedene Aktionen organisiert. So konnten und mussten wir uns ein respektables Fachwissen aneignen. Dabei haben sich riesige Mengen Akten angehäuft, die leider immer wieder gebraucht werden. Wir konnten uns durchaus über einige Erfolge freuen …

 

… im Umgang mit den Behörden stellen wir jedoch – immer wieder – fest: In der Straßenbaubehörde und im zuständigen Ministerium gibt es keine wirkliche Lernkurve die zeigen würde, dass Lärmschutz ein gleichwertiges Thema ist zur alten Priorität ‘Der Straßenverkehr muss völlig frei und ungestört fließen’! Viele und immer wiederkehrende Erfahrungen wie auch die letzten Ereignisse  zeigen:

 

Lärmschutz hat keine aktive, handelnde Lobby!

Schon gar nicht, wenn man sich nicht wehrt!

 

Was treibt uns trotzdem an, was motiviert uns?

 

Unsere Ziele, wie auch schon bei unserem Start vor fast 6 Jahren,

  • die Zukunft unseres Ortes für uns und unsere Kinder lebens- und liebenswert zu erhalten
  • den Gesundheitsschutz der Anwohner nicht untergehen zu lassen
  • aber auch den Wert unseres Eigentums an Haus und Grund nicht willkürlich und ungerecht sowie ohne Widerstand entwerten zu lassen

 

Es kann und darf nicht sein, dass der politisch gewollte Lückenschluss der A49/A5 uns abstraft!

 

Unsere Zielrichtung: KEINE Zweiklassengesellschaft sondern Gleichbehandlung

  • aktive Lärmvorsoge anstelle passiver Lärmsanierung (ein großer Unterschied aktiv vs. passiv; Lärmsanierung ist sogar 3. Klasse = Holzklasse)

 

Kurzfristig wollen und brauchen wir: Verlässliche Prognose der Verkehrszahlen nach Lückenschluss

  • Denn wir erwarten eine Verdopplung des Straßenverkehrs von bisher ca. 40.000 Kfz/Tag, nach A49-Lückenschluss zur A5, insbesondere eine extreme Zunahme des krachend lauten Schwerlastverkehrs. Alle bisher vorliegenden Zahlen basieren auf inaktuellen alten Basiswerten und inaktuellen Verkehrstrends. Diese Zahlen sollen aus unserer Sicht beruhigen und vertuschen mit der Absicht: abwarten und aussitzen.

 

Wir fordern deshalb eine AKTUELLE Studie, transparente Zahlen und Berechnungen, im Auftrag des Verkehrsministers – NICHT Hessen Mobil.

 

Von unseren gewählten politischen Volksvertretern, egal ob auf Bundes-, Landes-, Kreis- oder kommunaler Ebene, fordern wir, sich mit konkreten Eigeninitiativen um das Thema Lärmschutz zu kümmern. Wir erwarten, dass Lösungswege zum aktiven Lärmschutz der Anwohner erarbeitet und Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht werden sowie deren Umsetzung mit Nachdruck eingefordert wird  Dies werden wir künftig in allen Gesprächen artikulieren.

 

Diesbezügliche Fragen stellten wir bereits am 25.03.2019 schriftlich Herrn Staatsminister Tarek Al Wazir, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen:

 

“Gibt es und oder gab es Initiativen von Ihnen, die unerträglich hohen Werte der Lärmsanierung auf das erträgliche Maß der Grenzwerte der Lärmvorsorge abzusenken?

 

            Oder sind in naher Zukunft Initiativen mit diesem Ziel von Ihnen geplant?”

 

Eine kurze Antwort erbaten wir per eMail bis zum 20.04.2019. Am 23.04.2019 erhielten wir diese im Auftrag des Ministers Tarek Al Wazir von dem Staatssekretär des Ministeriums Jens Deutschendorf. Darin wird betont, ” … dass die Hessische Landesregierung die Anwohnerinnen und Anwohner entlang der BAB49 keinesfalls als ‘2-Klassen-Lärmschutz-Gesellschaft’ betrachtet, wie dies von Ihnen unterstellt wird …” (s. unser Schreiben vom 25.03.2019)    Weiter heißt es ” … Aus den Maßnahmen der vergangenen Jahre (lärmschutzbedingte Geschwindigkeitsbeschränkung, Einbau eines lärmmindernden Fahrbahnbelags), aber auch aus dem offenen Dialog mit meinem Ministerium lässt sich erkennen, dass die Lärmschutzinteressen der betroffenen Wohnbevölkerung von der Hessischen Landesregierung sehr ernst genommen werden.”

 

Wir sind erstaunt, wie ernst (!) wir mit unserem Lärmschutzanliegen genommen werden: Ein Beispiel für bürgerunfreundliche Entscheidungen seitens der Behörden sind die Aufhebungen der oben erwähnten lärmschutzbedingten Geschwindigkeitsbeschränkungen im Bereich Edermünde-Holzhausen:

 

In Fahrtrichtung Süd (von Kassel Richtung Fritzlar) mit Datum vom 18. April 2019: Von Kreuz Kassel-Mitte  12 Kilometer bis Abfahrt Baunatal Süd (Hertingshausen) mit ‘Tempo 100’. Dann für insgesamt ca. 1300 Meter Aufhebung der ‘Tempo-100-Beschränkung’, innerhalb von ca. 800 m Ein- und Ausfahrten Aral, nach weiteren ca. 200 m Ausfahrt Edermünde, dann wieder ‘Tempo 100’ bis zur Abfahrt Felsberg, dazwischen die Auffahrt Edermünde auf die A49.

 

In Fahrtrichtung Nord (von Fritzlar Richtung Kassel) in 2018: ‘Tempo 100’ von der Abfahrt bis nach der Auffahrt Edermünde, direkt im Dreieck zur Auffahrt Edermünde Aufhebung der ‘Tempo-100-Beschränkung’, nach ca. 500 m die Ein- und Ausfahrten Aral für ca. 800 m, kurz vor der Abfahrt Baunatal Süd (Hertingshausen) wieder ‘Tempo 100’.

 

Wer versteht das mit gesundem Menschenverstand?

Das kann man wirklich nicht verstehen! Die Denke von Hessen Mobil kennen wir. Jedoch sind wir uns sicher nach allen Erfahrungen der letzten Jahre, das diese letzte Änderung auch im Ministerium abgesegnet wurde.

Alte Denke – nicht an die betroffenen Menschen, nicht geprägt von Verantwortung oder Engagement für die Anlieger. Nur Schema-F-Ausführung und altbackene Auslegung von quasi-Vorschriften ohne Führungsverantwortung.

 

Ist denn überhaupt Geld für Lärmschutz da? Eine Frage, die uns immer wieder gestellt wird!

 

Antwort 1: Wenn genügend Geld für Grün- und Wildschutzbrücken da ist, dann doch bitte auch für die Menschen! Nichts gegen Tierschutz – aber jede dieser Brücken kostet bis zu 5 Mio. Euro! Mit einem Zehntel des Budgets einer Brücke könnte man …

 

Antwort 2: Die Kosten für die geplante Einhausung der A661 zwischen Frankfurt und Offenbach sind mit ca. 200 Millionen Euro (sicherlich wird es dabei nicht bleiben) veranschlagt. Mit einem Bruchteil dieser Summe hätten wir in Holzhausen wieder ein erträgliches Leben …

 

Hier wird der ländliche Raum mal wieder zu Gunsten der Ballungsgebiete benachteiligt – entgegen der Aussagen im Koalitionsvertrag im Bund und Land Hessen! Wie bei vielen anderen Themen: Gleichheit der Steuerzahler, jedoch Ungleichheit bei der Verteilung der Steuermittel!

 

Antwort 3: Die Berliner Koalitionsvereinbarung. Daraus Auszugsweise: “… Den durch Mobilität verursachten Lärm wollen wir deutlich reduzieren. Wir werden die Bürger frühzeitiger bei Verkehrsprojekten beteiligen und eine Gesamtlärmbetrachtung einführen. Wir werden ein … Lärmkonzept erstellen. Wir wollen die ausreichende Finanzausstattung des Lärmsanierungsprogramms an Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes sicherstellen. Wir wollen bei deutlicher Verkehrszunahme auch an Bestandsstrecken … an Fernstraßen in Baulastträgerschaft des Bundes flexibel erhöhte Lärmschutzmaßnahmen ergreifen.”

 

Wir fordern sowohl die Hessische Landesregierung unter

Federführung des Verkehrsministers  als auch die von uns

gewählten politischen Volksvertreter auf, 

sich persönlich mit konkreten, belegbaren Initiativen nachhaltig

für unseren Schutz einzusetzen!