13.12.2018: stern-Ausgabe Nr. 51

 

… mit einer Reportage von stern-Reporter Rolf-Herbert Peters. Unter dem Titel: Der grüne Scheinriese blickt er hinter die grüne Fassade Deutschlands – mit Lärm, Luftverschmutzung und Landraub. Lange galt Deutschland als ökologisches Vorbild für die Welt. Geblieben ist davon wenig. Beim Umweltschutz fällt das Land dramatisch zurück. Eine Reise zu den schmutzigen Fakten.

 

Im Verlauf dieser Reise recherchierte Herr Peters auch in unserem lärmgeplagten Holzhausen mit der A49 zum Thema  Lärm und Lärmschutz. Dazu traf er sich mit Günther Schumann und Jörg Dittmar von der IgL im Fahrradladen Langenberg bei Bernd Schmelz, der mit seiner Familie direkt an der A49 arbeitet – und auch wohnt. Umgebungslärm: Keine 40 Meter trennen Bernd Schmelz von der A49, die immer kauter wird – eine Schallschutzwand bekommt er nicht. So lautet die Unterschrift eines Fotos von Bernd Schmelz vor der Haustür – mit Autobahn.

 

U.a. ist im Text zu lesen: … das Schlimmste, wird die A49 auch noch verlängert … Dann jagen noch mal geschätzt bis zu 80 proznt mehr Fahrzeuge über die Spuren. Genervten Anwohnern wie Schmelz hat die Landesbehörde schon ausgerichtet, dass auf eine Lärmschutzwand aber dennoch kein Anspruch besteht.

 

Und weiter: Axel Friedrich, früher Abteilungsleiter für Verkehr und Lärm im Umweltbundesamt (UBA) nennt den Umgebelungslärm die vergessene Emission. Er sagt: ‘Sie macht die Menschen krank und bringt sie um.’ Ein unglaublicher Satz. Doch tatsächlich belegen Studien seinen Befund. Dauerbeschallung kann das Gehör schädigen und Tinitus auslösen, vor allem nachts, weil dann die Ohren sehr sensibel sind. Lärmstress lässt den Blutdruck steigen und das Herz schneller schlagen, was Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen kann. Friedrich hat aufgrund von UBA-Erhebungen ausgerechnet, dass pro Jahr rund 5400 Bundesbürger dem Lärm zum Opfer fallen – mehr als Verkehrsunfällen. Dennoch schreitet niemand ein.

 

‘An den Autobahnen wohnen vor allem die Armen, die haben keine Lobby’, sagt Friedrich. Ein Tempolimit einführen? Schallschutzwände aufbauen? Das macht nur unbeliebt, und die Komunen fürchten die Kosten. Die Europäische Union hat 2002 eine Umgebungslärmrichtlinie herausgegeben. Sie forderte schädliche Auswirkungen, einschließlich Belästigung, durch Umgebungslärm zu verhindern, ihnen vorzubeuegen oder sie zu mindern. Das Ergebnis: Inzwischen gibt es bundesweit zwar Lärmkarten, auf denen man nachlesen kann, wie laut es vor der eigenen Haustür ist, aber es existieren noch immer keine Grenzwerte, die Behörden zu Gegenmaßnahmen zwingen könnten.

 

Vielen Dank – weltweit – für Ihren Bericht Die Last mit dem Lärm, Herr Peters. Gern stehen wir Ihnen für weitere klärende Fragen zu diesem sehr komplexen Thema jederzeit zur Verfügung. Herzliche Grüße vom  ‘lärmumtosten Hahn’ …